Vergessen, übersehen und unterbewertet – Meisterregisseure im Schatten des Autorenkinos

More Stars Than There Are in Heaven – Das klassische amerikanische Studiosystem

Vergessen, übersehen und unterbewertet

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viel mehr Literatur gibt als über Curtiz oder Wise.“ 1 Filmregisseure, die nicht den Kriterien der beliebten Autorentheorie entsprachen, sind übergangen oder abgewertet worden. Dies gilt besonders für die Regisseure, die unterschiedlichste Filme in den verschiedensten Genres und doch mit hoher Qualität abgeliefert haben. Vorschnell werden sie als bloße Handwerker, als Techniker abgeurteilt, und doch sind es gerade sie, die das Rückgrat der Filmindustrie darstellen. Leute wie der oben genannte Robert Wise, Richard Brooks, Delmer Daves, Stanley Kramer, Carol Reed u. v. a. haben herausragende Werke hinterlassen und sind trotzdem relativ unbekannt geblieben. Zumeist ist nur ein Werk dieser Regisseure der größeren Öffentlichkeit bekannt, wie z. B. Cat on a Hot Tin Roof (Die Katze auf dem heißen Blechdach, USA 1958) von Richard Brooks. Dass aber auch außergewöhnliche Filme wie In Cold Blood (Kaltblütig, USA 1967) nach dem Roman von Truman Capote und Lord Jim (GB/USA 1965) von Brooks stammen, ist eher unbekannt.

Der Engländer Carol Reed, der mit Filmen wie The Third Man (Der Dritte Mann, GB 1949) und Odd Man Out (Ausgestoßen, GB 1947) zu den bedeutendsten Filmschaffenden seines Landes gehört, hat die Anwendung der Autorentheorie auf seine Person sogar abgelehnt. Für ihn war der Regisseur dem Drehbuch verpflichtet und nicht dem Ausdruck der eigenen Weltvorstellungen. 2 Das gleiche trifft auf den amerikanischen Regisseur Sidney Lumet zu, der immer wieder betonte, dass Aussehen, Tempo und Gestaltung eines Films von der Themenwahl und dem Stoff abhängen und dass die große Kunst des Regisseurs in der adäquaten Umsetzung des Stoffs besteht: „Kritiker reden vom Stil wie von etwas, das neben dem Film steht, weil sie das Bedürfnis haben, [weiter …]

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